Family Finder Y-DNA Haplogruppen

Autosomale Tests und die Y-Haplogruppe

Bei den autosomalen Tests von 23andme und Living DNA werden die Y-Haplogruppen schon immer direkt angezeigt, während man bei den autosomalen Tests von My Heritage und Ancestry die Y-Haplogruppe nur mit Werkzeugen, wie dem Morley Predictor oder dem YSEQ Clade Finder aus den Rohdaten extrahieren kann. Das ging beim Family Finder von FamilytreeDNA bisher nicht, da die Y-SNPs aus den Rohdaten entfernt wurden, und somit war dieser der einzige autosomale Test, der keine Informationen zur Y-Haplogruppe enthielt. Das hatte ich bereits im Artikel Y-Haplogruppe aus atDNA Rohdaten beschrieben. Das wird nun anders, da FamilytreeDNA sich dazu entschieden hat, die Y-Haplogruppe mithilfe der im Family Finder mitgetesteten Y-SNPs direkt mit anzugeben. In diesem Artikel will ich anhand meiner eigenen Y-Haplogruppe I-L38 aufzeigen, was das bedeutet und welche Vorteile ich mir davon erhoffe.

Wann und bei wem, wird wie die Family Finder Y-Haplogruppe angezeigt?

FTDNA hat bereits im Sommer einen Zeitplan vorgestellt, der nicht eingehalten werden konnte. Die Reihenfolge, wie die Ergebnisse nach und nach eintreffen, dürfte sich aber dennoch so darstellen.

• Family Finder Kunden mit neuen Ergebnissen werden ihre Haplogruppe mit ihren Ergebnissen bekommen.
• Bei Family Finder Kunden, die ihre Ergebnisse zwischen März 2019 und Dezember 2023 bekommen haben, wird die Y-Haplogruppe als erstes angezeigt.
• Family Finder Kunden, mit Ergebnissen vor dem März 2019 sind die nächsten.
• Autosomale Transfer Kunden, die ihre vollen Ergebnisse freigeschalten haben kommen danach. 

Es wird noch einige Zeit dauern, bis alle Kits verarbeitet werden. Deswegen ist noch etwas Geduld nötig. Wenn es dann soweit ist, wird es Unterschiede in der Darstellung und an der Tiefe der Ergebnisse geben. Hier kommt die Tabelle aus dem alten Artikel zur Geltung.

Test	FTDNA	My Heritage v1 (Bis ca. 03.2019)	My Heritage v2 (ab ca. 04.2019)	Ancestry	23andme v3	23andme v5
Y-SNPs	0	482	3524	1729	1766	3733

Diese dürfte mit der Einführung nicht mehr aktuell sein, aber man sieht schön ein kleines Detail. Es ist bekannt, dass FTDNA für den Family Finder den gleichen Chip verwendet wie My Heritage. Aus diesem Grund werden auch die Tests nach März 2019 zuerst berücksichtigt. Diese haben wie bei My Heritage v2 eine höhere Zahl an getesteten Y-SNPs gegenüber den vorherigen Tests. Family Finder Tests mit dem Chip ab März 2019 werden somit genauere Ergebnisse liefern als die vor März 2019.

Die Darstellung der Y-Haplogruppe wird bei allen durch die Badges erfolgen. Da Ancestry und 23andme keine lab-to-lab Transfers sind, werden Haplogruppen dieser Uploads nur den Testern selbst angezeigt und nicht mit Matches geteilt oder in Gruppen Projekten angezeigt. Wenn man den Family Finder Test bei FTDNA macht, oder den Test von My Heritage hochlädt wird die Y-Haplogruppe auch in den Gruppen Projekten sichtbar. Y-DNA Matches, sowie Family Finder Matches können die Y-Haplogruppe auch sehen.

Erste Ergebnisse aus dem I-L38 Project

Einige unserer I-L38 Project Mitglieder haben kürzlich ihre Ergebnisse für den Family Finder bekommen. Zwei davon hatten bereits einen Big Y 700, sodass sich bei ihrem Y-Haplogroup Badge nichts geändert hat. Auch bei bestehenden Single SNPs und SNP Pack Tests, bei denen eine genauere Haplogruppe verifiziert wurde, als es beim Family Finder möglich ist, ändert sich nichts. Bei drei Mitgliedern, die bisher nur einen Y-STR Test hatten, wurde die Vorbestimmung der Y-Haplogruppe von I-M170 auf I-S2606 geändert. Bei einem änderte sie sich von I-M170 auf I-S27697, eine SNP die zu I-BY14072 gehört. Die Unterzweige der Mitglieder waren schon bekannt, da wir I-L38 Admins eine genauere Vorbestimmung bereits anhand den Y-STR Markern unternehmen konnten.

Für die Darstellung der getesteten SNPs wird der Haplotree & SNPs verwendet, in dem die gekauften einzelnen SNPs oder SNP Packs abgebildet werden. Es werden aber nur die positiv getesteten SNPs grün markiert. Die negativ getesteten SNPs werden leider nicht in rot markiert, sondern nicht mit dargestellt. Single SNPs und SNPs von SNP Packs, die bereits gekauft wurden erscheinen zusätzlich (auch negativ getestete in Rot) zu denen die vom Family Finder. Welche SNPs bei welchem Test erfasst werden zeigt nachfolgende Tabelle (work in progress):

Haplogroup Level	SNP	Family Finder (nach 03.2019)	Family Finder (vor 03.2019)
I-M170>>S2599>S11321	FGC29585	✅	tbd
I-M170>>S2599>S11321	S2546	✅ teilw. no call	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38	L38	✅	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38	L39	✅	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38	L40	✅	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38	L65.1	✅	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38	FGC29574	✅	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38	S2574	✅ teilw. no call	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38>S2606	S2606	✅	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38>S2606>>BY1183	BY1183	✅	❌?
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38>BY14072>>S27697	S27697	✅	❌?
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497>L38>BY14072>L533	L533	✅	❌?

Family Finder (nach 03.2019)
Es werden sechs SNPs aus dem I-L38 Block und zwei SNPs aus dem S11321 Block getestet. Zudem werden von den I-L38 Untergruppen, die SNPs S2606, BY1183, sowie die SNPs S27697 und L533 der Untergruppe BY14072 getestet. Damit kann unterschieden werden, ob jemand dem Unterzweig S2606, BY1183 dem Unterzweig S27697 bzw. L533, nur dem Hauptzweig I-L38 oder nur der übergeordneten Gruppe S11321 angehört. Tester, die zu einer anderen Untergruppe von S2519 oder nur zu S2497 gehören, erscheinen nur als S11321. Würde Cheddar Man einen Family Finder Test machen, würde er nur einen S11321 Badge bekommen obwohl er zur Gruppe S2497 gehört. Seltsam ist hier, dass ein Tester mit S27697 nicht für die SNPs S2546 und S2574 getestet wurde. Ich werde das noch eine Weile beobachten. Welchen Badge man, abhängig von der Untergruppe und Version des Family Finders bekommt, zeigt folgende Tabelle (Work in Progress).

Haplogroup Level	“Jüngste” SNPs (nach 03.2019)	Y-Haplogroup Badge (nach 03.2019)	“Terminal” SNPs (vor 03.2019)	Y-Haplogroup Badge (vor 03.2019)
I-M170>>S2599>S11321	FGC29585, S2546	S11321	tbd	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519	FGC29585, S2546	S11321	tbd	tbd
I-M170>>S2599>S11321>S2519>S2497	FGC29585, S2546	S11321	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>unbekannt	L38, L39, L40, L65.1, FGC29574, S2574	L38	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>S2606>S24121	S2606	S2606	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>S2606>>PH1237	S2606	S2606	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>S2606>>S2488	S2606	S2606	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>S2606>>BY1183	BY1183	BY1183	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>BY14072	L38, L39, L40, L65.1, FGC29574, S2574	L38	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>BY14072>Y104047	L38, L39, L40, L65.1, FGC29574, S2574	L38	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>BY14072>L533	L533	L533	tbd	tbd
I-M170>>>S11321>>>L38>BY14072>>S27697	S27697	S27697	tbd	tbd

Bisher wurden erst einige neuere Family Finder Tests verarbeitet. Sobald auch von den anderen Versionen mehr Details vorliegen werden dieser Artikel und die Tabellen dementsprechend aktualisiert.

Ich gehe davon aus dass bei FTDNA mehr Family Finder Tests verkauft werden, als Y-STR Test und erst recht Big Y 700. Dadurch erhöht sich die Chance interessante seltene Y-Haplogruppen zu finden, vorausgesetzt es werden genug SNPs eines SNP Blocks getestet. In unserem Fall werden sechs SNPs des Blocks I-L38 getestet. Wenn alle sechs SNPs positiv sind gehört der Tester definitiv zu I-L38 oder einer der Untergruppen. Wenn jedoch ein Teil dieser SNPs und die weiteren getesteten SNPs der Untergruppen negativ sind, so könnte es sich tatsächlich um eine bisher unbekannte Haplogruppe handeln. Selbstverständlich müsste man dies erst mit geeigneten Tests verifizieren. Leider wird sowas ein nicht geübter Kunde nicht selbst feststellen können und es einfach ignorieren.
Deswegen: Tretet den Y-Haplogruppen Projekte bei!!! Man kann das gar nicht oft genug wiederholen.

Ist die Bestimmung der Y-Haplogruppe per Family Finder oder anderen autosomalen DNA Test mit Y-SNPs genauer als die eines Y-STR Tests?

Gelegentlich hört man Stimmen, die behaupten, die Bestimmung der Y-Haplogruppen mit SNP Tests wäre viel genauer als mit Y-STR Tests. Stimmt das? Nicht wirklich, denn es gibt hier einige “aber”, denn SNP ist nicht gleich SNP. Mit einfachen SNP Tests werden nur sehr alte SNPs getestet, wie hier S2606. Diese ist etwa 4700 Jahre alt. Man sollte sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass man mit einem Y-STR Test nur eine noch ältere Vorbestimmung von I-M170 bekommt. Mit den Y-STR Markern kann man mit etwas Übung, wie sie die Y-Haplogruppen Project Admins haben, eine viel genauere Vorbestimmung erreichen. Deswegen ist es auch sehr wichtig, dass man den Y-Haplogruppen Projekte beitritt.
Die “Königsdisziplin” für Y-DNA Tests ist das NGS (Next Generation Sequencing) wie ein Big Y 700 oder einem WGS (Whole Genome Sequencing), die man bei YFull.com hochlädt. Danach kommen meiner Meinung nach in der Rangordnung Y-STR Tests mit abnehmender Anzahl an Y-STR Markern). Außerdem ist das Matching mit Y-STR Tests kostengünstig möglich, da NGS Tests nicht günstig sind. SNP Packs und Single SNPs können zwar teilweise vernünftige Ergebnisse erzielen, sind meiner Meinung nach jedoch nicht Zeitgemäß und für das Matching unbrauchbar. Lieber spart man auf ein NGS und geht in die Vollen.

Was Erhoffe ich mir aus dieser neuen Funktion?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich davon hörte, dass FTDNA diesen Weg mit den Family Finder Tests gehen will.

Als Co-Admin des I-L38 Projects
Die Y-Haplogruppe lässt sich mit den Y-STR Markern sehr gut bestimmen, aber der normale Tester schaut sich nur den Y-Haplogroup Badge an. Leider haben Y-STR Tester der Y-Haplogruppe I-L38 nur die Vorbestimmung I-M170 erhalten. Diese Haplogruppe ist sehr alt und nicht allzu spezifisch. Die Leute wissen nichts mit ihren Y-STR Markern anzufangen, wissen nicht wie wichtig es ist Haplogruppen Projekte beizutreten, sind enttäuscht und glauben allen ernstes, dass ihr Test bei 23andme oder Living DNA eine bessere Bestimmung ergeben hat, was natürlich Unfug ist.
Wenn nun I-L38 und I-S2606 statt I-M170 angegeben ist, erhoffe ich mir als Co-Admin des I-L38 Projektes, dass sich dann mehr Tester mit ihrer Y-Haplogruppe identifizieren können und das Interesse für das Thema Y-DNA steigt. Ist den Testern bewusst, dass sie zu I-L38 gehören treten sie hoffentlich eher unserem Projekt bei.
Zusätzlich kann man die I-L38 Cousins in den autosomalen Matches leichter finden, als wenn nur I-M170 angegeben ist die auch für andere Untergruppen wie I-L596 vergeben wird, um sie zu unserem Projekt einzuladen. Dort können wir Admins gegebenenfalls die Y-STR Marker auswerten und die Untergruppe näher bestimmen.

Als Tester der Y-Haplogruppe I-L38
Meine persönliche Hoffnung als Tester besteht darin, dass ich die Y-Haplogruppen meiner autosomalen Treffer aus meiner Region sofort und ohne Umwege sehen kann. Ich bin auf der Suche nach Menschen mit der Y-Haplogruppe I-L38 aus Griechenland und dem südlichen Balkan. Diese Y-Haplogruppe ist dort sehr rar und ich erwarte dass ich nun ein zusätzliches Werkzeug habe, potentielle Kandidaten für genauere Tests zu finden. Mein Ziel ist es heraus zu finden, wie diese Y-Haplogruppe aus dem Norden in diese Gegend gelangte.

Ein weiterer Punkt ist, dass ich an einer groben Statistik für meine Herkunft Region arbeite. Für diese Statistik reicht die grobe Y-Haplogruppen Bestimmung aus. Die meisten Leute in meiner Region habe ich selbst testen müssen. Einige wenige autosomale Treffer konnte ich dazu bewegen die Haplogruppe per Morley Predictor und YSEQ Clade Finder zu bestimmen. Das könnte mit dem neuen Family Finder einfacher werden. Leider habe ich die meisten Matches bei My Heritage. Ich hoffe, dass viele Matches ihre Rohdaten von My Heritage zu FTDNA übertragen und freischalten. Es wäre jedoch Genial, wenn My Heritage dem Beispiel von FTDNA folgt und auch die Haplogruppen anzeigt.

Andere Tester, die ihren Familiennamen erforschen, können in ihrer Matchliste sofort sehen, wenn ein Treffer mit dem gesuchten Nachnamen der falschen Y-Haplogruppe angehört. Bei seltenen Y-Haplogruppen wie I-L38 kann man dann bei seltenen Nachnamen relativ sicher davon ausgehen, dass diese in bestimmte Cluster gehören. Das ist nur bei seltener Y-DNA und seltenen Namen der Fall. Umso häufiger Y-DNA und Nachnamen auftreten, desto unsicherer wird es. Selbstverständlich muss dies erst durch tiefergehende Tests wie Y-STR oder NGS Tests bestätigt werden.